Das erste Mal im größeren Stil machte der aus dem US-Bundesstaat Maryland stammende Songwriter, Gitarrist und Sänger Tony Denikos im Jahr 2000 auf sich aufmerksam. Das war zu dem Zeitpunkt, als sein Debüt "Naked & Smiling" erschien und einen unerwartet großen Überraschungserfolg erzielen konnte. Der Nachfolger "Time Tells Tales" erschien im Herbst 2003 und stand dem Erstling in nichts nach. Obwohl er seither alles andere als unterbeschäftigt war, dauerte es doch satte sechs Jahre, bis Denikos mit seiner dritten Scheibe, dem hier vorliegenden "Already Gone" aus den Startlöchern kam. Aufgenommen in nicht weniger als vier verschiedenen Studios wundert es dann nicht, dass hier jede Menge, teilweise hochkarätige Session-Musiker mit am Start waren.
Beispiele gefällig? Nach und nach gaben sich auf den vorliegenden zwölf Songs der Gitarrist Warner E. Hodges ( Jason & The Scorchers), die Bassisten Dave Roe ( Johnny Cash, Dwight Yoakam) und Dave Jacques ( Emmylou Harris, John Prine) sowie der Schlagzeuger Timm Biery( Nils Lofgren, Danny Gatton) die Ehre. Herausgekommen ist, das kann ich schon mal vorwegnehmen, ein absolut 'rundes' Americana-Album, das im Großen und Ganzen wenige Wünsche offen lässt. Denikos verfügt über eine angenehme, etwas tiefere Stimme und sowohl das Songwriting wie auch die Arrangements sprechen Bände über das feine Händchen des Mannes von der Ostküste der US of A.
Allerdings - und hier liegt es im Ermessen des Hörers, ob dies ein Vor- oder Nachteil ist - habe ich selten einen Musiker gehört, bei dem die ihn beeinflussenden Inspirationen, bzw. die Künstler dahinter, so deutlich in den eigenen Stücken ihre Spuren hinterlassen haben. "Laurelite" würde (wenn John Fogerty es eingesungen hätte) als lupenreine Creedence Clearwater Revival-Nummer durchgehen. Sowohl vom Groove, dem Songwriting wie auch der Melodieführung des Gesangs. Ein weiteres Beispiel ist "Norfolk Town", bei dem der selige John Prine (R.I.P.) offensichtlich ganz dick seine Finger im Spiel hatte. Schon Wahnsinn, wie sehr Tony Denikos die Stile und Eigenarten seiner Helden in sich aufgesogen hat.
Aber es geht noch weiter. "Broken Down Cowboys" hat einen ganz heftigen (Siebziger-) Eagles-Einschlag, inklusive des hier sehr sanften und warmen Balladen-Gesangs. Der junge Steve Earle stand für "River Don't Rise" Pate und auch der Atem von Guy Clark bläst den Songs (wenn auch nicht ganz so offensichtlich) in den Nacken, während Jim Ford den ein oder anderen (feucht-fröhlichen) Gruß aus einer himmlischen Wohnwagen-Siedlung geschickt zu haben scheint. So, damit genug des name droppings, das auch gar nicht unbedingt negativ verstanden werden soll, denn die Tracks an sich sind schon sehr stark.
Aber das gilt genauso für die Titel, auf denen Denikos einfach nur wie er selbst klingt. Angefangen mit dem coolen, relaxten Country-Stomp "Big Easy Down", dem von einer starken E-Gitarre unterstützten "Ug And Goola", einem wunderschönen und unter die Haut gehenden Titelsong oder dem tief im Country und Rock'n'Roll verwurzelten "Nobody Loves Her". Das noch mal etwas an eine Mischung aus Gram Parsons und Stephen Stills erinnernde "Love's Impossible" kommt schließlich ebenso konsequent wie der eigentliche Rausschmeißer "Home For Christmas", dem noch einmal der Name John Prine mit einem Brandeisen in die Haut eintätowiert zu sein scheint. Als Bonus dürfen wir uns über eine weitere Version von "Laurelite" freuen, diesmal mit dem Gast Warner E. Hodges an der Gitarre.
Das Fazit? Da kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Böse Zungen würden behaupten, dass sich Tony Denikos hier in den Vorlagen seiner Idole suhlt und diese von vorne bis hinten für sich ausschlachtet. Dem wohl gesonnenen Ohr wird allerdings auch auffallen, dass diese elf Tracks auf einem sehr hohen Niveau eingezimmert wurden, dass unser Protagonist ein sehr starker (wenn auch nicht einzigartiger) Sänger ist und die Scheibe hervorragende Unterhaltung bietet. Und falls man manche oder gar mehrere der angesprochenen Inspirationsquellen noch nicht kennt, kann man eigentlich gar nichts falsch machen. Antesten ist keine Pflicht, tut aber auch nicht weh und es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere hier eine tolle Entdeckung machen würde.
Line-up
Tony Denikos (vocals, acoustic guitar, harmonica)
Scott Smith (organ, Wurlitzer, percussion)
Dave Roe (bass)
Dave Jacques (bass)
Jen Smith (cello, background vocals)
Mark Riddle (bass, background vocals)
Timm Biery (drums & percussion)
Gantt Kushner (electric guitars)
Phil Madeira (accordion, Hammond B3)
Eric Scott (bass)
Ellen Cherry (background vocals)
Patty Reese (background vocals)
Mark St. Pierre (drums & percussion)
Kurt Gibbons (piano)
Gary Gilpin (piano)
Warner E. Hodges (electric guitar)
Tracklist |
01:Big Easy Down
02:Norfolk Town
03:Ug And Goola
04:River Don't Rise
05:Already Gone
06:Auction Block
07:Laurelite
08:Broken Down Cowboys
09:Nobody Loves Her
10:Love's Impossible
11:Home For Christmas
12:Laurelite (with Warner E. Hodges)
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